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Markus Hiesleitner

Die dünne Haut der Erde | 2022

Organische Skulptur, Geflechte aus verschiedenen Materialien, Substrat und Dünger aus Wurmkomposter, Einkorn, Bewässerungssystem

In seiner transdisziplinären Forschung verbindet Markus Hiesleitner künstlerische Fragestellung mit Strategien ökologischer Landwirtschaft. Der Titel seiner Arbeit Die dünne Haut der Erde bezieht sich auf die oberste, belebte Schicht der Erdoberfläche, die auch als Mutter- oder Oberboden bezeichnet wird. Humus, ein wichtiger Bestandteil des Mutterbodens, ist eine organische Substanz, die von zahlreichen Bodenorganismen permanent hergestellt, erneuert und gesund gehalten wird. Zu diesen Bodenorganismen gehören auch Regenwürmer. Sie belüften nicht nur den Boden, sondern spielen eine zentrale Rolle beim Abbau organischer Materialien und werden daher auch in der Kompostierung eingesetzt. 

Für seine organische Skulptur hat Markus Hiesleitner Regenwurmhaufen, das heißt, die Ausscheidungen von Regenwürmern untersucht und im Großformat nachgebildet. Dafür hat er Geflechte aus unterschiedlichen Materialien in Form gebracht und mit einem Substrat aus Wurmkompost gefüllt. Über die Laufzeit der Ausstellung wächst Einkorn aus der Skulptur, eine der ältesten domestizierten Getreidearten, die als Vorläufer von Dinkel und Emmer gilt. Über ein Bewässerungssystem werden die Pflanzen mit Wasser versorgt.

Die dünne Haut der Erde kann auch als Gartenskulptur und Feldversuch für eine ökologische Ästhetik gelesen werden, das heißt, für eine Kunst, die mit zentralen ökologischen Fragestellungen in den Dialog tritt. Der prozesshafte, dynamische Charakter der Arbeit entsteht durch das Wachstum der Pflanzen selbst. Die sensible Balance von Wasserzufuhr, Bodenqualität, Saatgut, Licht und Temperatur wird von Markus Hiesleitner im Detail gestaltet und trotzdem bleibt immer ein Moment des Unvorhersehbaren imme bestehen. Fragen landwirtschaftlichen Designs im Verhältnis zu ökologischen Rahmenbedingungen und ökonomischen Erfordernissen bestimmen die Agrikultur seit jeher. Angesichts von steigenden Temperaturen, ausgedehnten Dürreperioden, Bodendegradation und politischer Instabilität stellen sie sich gegenwärtig mit erneuter Dringlichkeit. Die dünne Haut der Erde verweist auf die Verletzlichkeit der Böden, die mehr-als-menschliches Leben tragen, auf landwirtschaftliche Traditionen und ökologische Verantwortung.

 

www.hiesleitner.com

 

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