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Arpad Dobriban

Die Ballade von der verdächtigen Schönheit | 2022

Videoinstallation, 15 min, Farbe

Arpad Dobriban beschäftigt sich in seiner Arbeit seit einiger Zeit mit der Veränderung von Landschaften durch intensive, hochspezialisierte Bewirtschaftung. Der Ideen- und Erfindungsreichtum des Menschen, seine Nahrungsmittel anzubauen, ist faszinierend und verstörend zugleich. Einerseits die Hingabe, das tiefe Verständnis für die Bedingungen seiner Umgebung, andererseits der Wille, auch die widrigsten Umstände unter Kontrolle zu bekommen, haben die Erde gestaltet und in Teilen irreversibel verändert.

Im August diesen Jahres ist Arpad Dobriban durch das inzwischen weltweit größte Anbaugebiet unter Folie für Obst und Gemüse gefahren. In Andalusien, um die Stadt El Ejido herum, hat sich seit den 1960er Jahren diese Anbaumethode entwickelt. Zwischen Küste und Gebirgszug erstreckt sich ein Labyrinth von Zeltbauten, in denen ganzjährig Gemüse produziert wird. Was dort wächst und reift sieht man nicht, lediglich große Billboards der Saatguthersteller werben mit makellosem Gemüse. Wieviel Arbeit dahinter steckt, bleibt ebenfalls verborgen. Eine geheimnisvolle Gegend, archaisch, irgendwie provisorisch, der man nicht ansieht, dass hier eine Hochleistungs-Produktion stattfindet, wo alles aus dem Boden rausgeholt wird was geht. Man erlebt eine fast malerische, von Hand erbaute, organisch entwickelte und an die Landschaft angepasste, menschenleere Struktur, an deren Rändern und Übergängen wildes Grünzeug wächst. Dort wo die Grenze des Beherrschbaren verläuft, kehren die ursprünglichen Pflanzen dieser Gegend zurück.

 

Text: Stefanie Junge

 

www.geschmacksarchiv.de

 

 

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