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Martin Schwenk

Auslaufmodell | 2022

vorgefundenes Objekt, Bauschaum, Farbe

Für seine ortsspezifische skulpturale Arbeit hat sich Martin Schwenk mit einer Ölheizung in der Mitte des Raumes beschäftigt. Vormals wurde die Anlage zur Temperierung des Gewächshauses und zum Schutz vor Frost und Kälte in den Wintermonaten eingesetzt. Sie erscheint wie ein Relikt aus vergangener Zeit, ein Anachronismus angesichts steigender Energiepreise und lokaler Temperaturen. Dabei ist das Beheizen von Gewächshäusern nach wie vor gängige Praxis. 

An den Öffnungen des Heizgerätes hängen Tropfen von Bauschaum, der sich auf dem Boden in einer großen Lache ausgebreitet hat. Martin Schwenk nutzt den PU-Schaum zweckentfremdet als künstlerisches Material und arbeitet mit seiner Konsistenz und Formbarkeit im Prozess der Aushärtung. Gegossen als zähflüssige Masse, hängen die erstarrten Reste wie Stalagtiten von der Ölheizung, die zum Objekt geworden ist. 

Die grundsätzliche Funktionsweise dieser wie auch anderer Ölheizungen bestand darin, ein raffiniertes, fossiles Material, namentlich Heizöl, in Wärme umzuwandeln. In dem damit verbundenen chemischen Prozess wurden kohlenstoffdioxidhaltige Abgase produziert, die über einen kleinen Schornstein im Dach des Treibhauses abgeführt wurden. In seiner Arbeit Auslaufmodell reflektiert Martin Schwenk ausgehend von diesem Objekt die Verwertung und Transformation von organischem Material in eine andere Masse oder Funktion. Die Maschine steht dabei im Zentrum als Kennzeichen für den Produktionsapparat industrialisierter Gesellschaften. 

PU-Schaum besteht aus Polyurethan, einem Kunststoff, der in mehreren Schritten aus Erdöl hergestellt wird, demselben fossilen Material, das auch als Grundlage für Heizöl dient. In Auslaufmodell thematisiert Martin Schwenk Bewegungen von Masse und Material, die Entnahme jener unterirdischen fossilen und doch organischen Substanz, ihre Verwertung und Transformation in eine helle Schaummasse.  

 

www.martinschwenk.com

 

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